Warum wir nicht immer freundlich sein können

Wir Tierpfleger erleben diese Welt in Extremen.

Zwischen euphorisch und tieftraurig, zwischen Anfang und Ende, zwischen Leben und Tod. Unsere Tage sind gefüllt mit tausend kleinen Wundern und mit ebenso vielen Momenten, die einem das Herz zerreißen.

Ja, es gibt sie, diese Sekunden, in denen die Welt für einen Augenblick stehen bleibt. Wenn ein völlig verängstigter Hund zum ersten Mal freiwillig kommt. Wenn ein Kaninchen, das sein bisheriges Leben in einer winzigen Gitterkiste verbracht hat, endlich frei hoppelt, unsicher, aber lebendig. Wenn neugeborene Kitten ihre ersten Atemzüge tun, gesund, vollkommen.

In diesen Momenten erleben wir pures Glück. Sie tragen uns, sie laden uns auf, sie erinnern uns daran, warum wir tun, was wir tun.

Aber es gibt auch die anderen Tage. Die, an denen man innerhalb von 48 Stunden insgesamt 17 völlig zerstörte Tiere aufnimmt. Tage, an denen wir nicht wissen, wo wir anfangen sollen: welches Tier zuerst, welche Verletzung, welche Krankheit?

Wenn ein Tier vor Schmerzen beim Urinieren schreit, wenn ein Tier nicht mehr atmen kann, weil seine Nase voller Eiter ist. Wenn Medikamente wieder erbrochen werden, weil der bis zu Knochen abgemagerte Körper zu schwach ist, sie zu behalten. Wenn der Platz in der Quarantäne nicht mehr reicht und wir Tiere buchstäblich nicht mehr unterbringen können.

Wenn der Anruf aus der Klinik kommt: „Es gibt keinen anderen Weg mehr, wir müssen erlösen. Sind Sie einverstanden?". Wenn wir dabei zusehen müssen, wie ein Tier, das gerade erst abgegeben wurde, vor Stress ohnmächtig wird.

Alle diese Tiere stammen nicht von der Straße. Sie sind nicht irgendwo geboren, verwildert oder vergessen. Sie hatten Besitzer. Menschen. Menschen, die ein Recht hatten, sich ein Tier anzuschaffen. Und dieses Recht haben sie benutzt, aber die dazugehörige Pflicht nicht erfüllt.

Unsere Gesellschaft lebt von Rechten und Pflichten. Wer ein Recht hat, das Auto zu fahren, muss sich an Verkehrsregeln halten, sonst gibt es Konsequenzen und Strafen. Wer ein Kind bekommt, hat die Pflicht, es zu versorgen und sich zu kümmern, sonst greift der Staat ein.

Aber bei Tieren? Da hat jeder das Recht, sich ein Tier anzuschaffen. Aus irgendeinem, nicht nachvollziehbarem Grund kommt an dieser Stelle kein Komma, sondern ein Punkt. Es scheint ein Recht zu geben ohne Pflicht. Und dann sind wir es, die diese Pflicht übernehmen müssen. Es ist ein unhaltbarer Zustand und er hinterlässt Spuren.

Ja, es stimmt: Wir sind nicht immer freundlich. Wir können nicht ständig lächeln, uns über jede Begegnung freuen, Smalltalk führen und verständnisvoll reagieren. Nicht, wenn unsere eigene Seele erschöpft ist. Nicht, wenn wir gerade ein lebendiges Wesen verlieren mussten, das nie hätte leiden dürfen. Nicht, wenn wir mit ansehen müssen, wie Tiere zu reinen Objekten gemacht werden, deren Bedürfnisse ignoriert wurden.

Wir sind keine Erzieher, keine Moralapostel, keine Richter. Wir haben auch nicht die Kraft, jedem zu erklären, was in diesem Leben richtig oder falsch ist. Wir haben nur einen einzigen Auftrag: Wir kümmern uns um die Tiere. Um jedes einzelne, so gut wir können.

Und manchmal, eigentlich oft, stoßen wir dabei an unsere Grenzen.

Tierhelfer Ingelheim e. V.

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